Alte Reichsburg Schweinfurt
Alte Reichsburg Schweinfurt | ||
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Alte Reichsburg an der Peterstirn. | ||
Alternativname(n) | Alte Burg (1259), Altes Haus, Alte Burg bei Schweinfurt (beide 1330), Altenburg bei dem Deutschhause (1371) | |
Staat | Deutschland | |
Ort | Schweinfurt-„Flur Peterstirn“ | |
Entstehungszeit | spätestens nach 1003, 1258 urkundlich | |
Burgentyp | Höhenburg (Spornburg) | |
Erhaltungszustand | abgegangen | |
Ständische Stellung | Hochadel | |
Bauweise | Stein, Erde, Holz | |
Geographische Lage | 50° 3′ N, 10° 15′ O | |
Höhenlage | 255 m ü. NHN | |
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Die Alte Reichsburg Schweinfurt ist eine abgegangene Reichsburg an der Peterstirn, oberhalb des Mains, am östlichen Rand Schweinfurts. Die Burg wurde 1258 erstmals urkundlich erwähnt, ist wohl knapp zweihundert Jahre älter und wurde spätestens ab 1371 abgebrochen. An ihrer Stelle steht heute ein Aussichtsturm, der sog. Beerhüterturm.
Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die erste Schweinfurter Reichsburg lag unweit östlich der ersten Schweinfurter Siedlung, dem sog. Dorf Altstadt. Der Burgstall liegt auf dem Gebiet des heutigen Nordöstlichen Stadtteils, am westlichen Ende der Mainleite, das Peterstirn genannt wird. Die Peterstirn liegt an der südwestlichen Ecke des Hainbergs. Nach Friedrich Stein lag die Reichsburg „außerhalb der ummauerten Reichsstadt auf dem Hainberge oberhalb der früher markgräflichen ... Peterstirn.“[1]
Noch vorhandene Bereiche
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Halsgraben der Burg (mit einem Teich) ist im Norden noch vorhanden. Er zeichnet sich als Geländewelle am Südhang des Weinbergs weiter ab. Eine Schanze war bis zur Wiederanlage der Weinberge in den 1980er Jahren vollständig erhalten.[2] Der westliche Teil der Schanzen-Stützmauer besteht heute noch (auf dem linken Foto links vom Weinbergshäuschen). In einer archäologischen Grabung wurde unweit westlich des Burggrabens eine Mauer mit Turm freigelegt.[3]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hervorgegangen ist die Reichsburg vermutlich aus einem fränkischen Wachturm, der später burgmäßig befestigt wurde. Auf der sogenannten Peterstirn lag der Witwensitz von Eila von Walbeck.[4] Ihr Mann Berthold von Schweinfurt herrschte als Markgraf über das östliche, heutige Franken und die heutige Oberpfalz. Die Reichsburg entstand vermutlich nach der Schweinfurter Fehde des Sohns von Berthold, Hezilo, im Jahr 1003. 1258 wurde sie schon als „Alte Burg bei Schweinfurt“ bzw. „Altes Haus“ bezeichnet.[5]
Ihre Reste wurden für die Verlegung und den Neubau Schweinfurts benutzt. 1371 erhielt Schweinfurt das Recht, von der „Steingrube gen. die Altenburg“ Steine zu brechen. Größere Reste waren dennoch bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts vorhanden. Die Ritter von Wenkheim besaßen im 15. Jahrhundert Burggut und Burglehen, bis sie 1445 die Stadt Schweinfurt vom Ritter Hans von Wenckheim erwarb.[6][5]
Der Reichsvogt Paul Rosa (1532–1606) berichtete: „Vor wenig Jahren seindt die Weinberg, so vnten herab in Mayn ziehen, an etlich Orten mit einer starcken Mauern versetzt gewesen, welche man dafür gehalten, es seyen die statt mauern gewesen.“[7][5]
Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege führt die gesamte Peterstirn, ohne die Reichsburg namentlich zu nennen, als gemeinsames Bodendenkmal („Burgstall und Klosterwüstung“). (Siehe: Markgrafenburg Schweinfurt, Lage).
Beerhüterturm
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am Halsgraben befindet sich der sogenannte Beerhüterturm. Er diente in der Zeit vor und während der Weinernte den Beerhütern als Aussichtspunkt und Unterkunft. Von dort aus sollten sie durch Lärmen und persönliches Einschreiten die Weinernte gegen zweiflügelige und zweibeinige Diebe und Räuber beschützen.
Siehe auch: Schweinfurt, Weinbau
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Beiträge / Vierteljahres-Hefte des Historischen Vereins Schweinfurt e. V.: Schweinfurter Mainleite. Besonders der Jahre 2003–2007.
- Friedrich Stein: Geschichte der Reichsstadt Schweinfurt. 2 Bände. Verlag E. Stoer, Schweinfurt 1900.
- Friedrich Stein (Hrsg.): Monumenta Suinfurtensia historica inde ab anno DCCXCI usque ad annum MDC. Denkmäler der Schweinfurter Geschichte bis zum Ende des sechzehnten Jahrhunderts (MSh). 2 Bände. Schweinfurt 1875.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise und Bemerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Erich Schneider zitiert in seinem Aufsatz zum Schweinfurter Mittelalter-Kolloqium von 2003: Die Befestigungsanlagen von Schweinfurt im Mittelalter, Schweinfurter Mainleite Heft 2/2003, S. 16, Anmerkung 65 nach Friedrich Stein: Geschichte der Reichsstadt Schweinfurt, 1900, S. 141 und 214; abgerufen am 15. Januar 2024
- ↑ mainpost.de: Zurück zum Wein, 26. September 2014. Abgerufen am 4. Januar 2024.
- ↑ Das vor-städtische Schweinfurt. (PDF) In: Frankenland Online. S. 98, abgerufen am 28. Dezember 2023 (Original als Aufsatz in: Frankenland Nr. 36, Zeitschrift für fränkische Landeskunde und Kulturpflege, 1991, S. 98).
- ↑ Die Walbeck, wohl aus der Grafschaft Walbeck im Nordthüringgau, stellten ab dem 10. Jahrhundert Burg- und Markgrafen in Magdeburg und der Nordmark.
- ↑ a b c Historischer Verein Schweinfurt. (PDF) In: Schweinfurter Mainleite 2/2003. S. 6 f., abgerufen am 26. Dezember 2023 (Markgrafenburg und Altstadt.).
- ↑ Friedrich Stein: Die Geschichte der Reichsstadt Schweinfurt, Schweinfurt 1900, S. 141 und 214
- ↑ Friedrich Beyschlag: Paul Rosas historische Schriften, In: Archiv für Stadt und Bezirksamt Schweinfurt, Beilage zum Schweinfurter Tagblatt, Schweinfurt 1909